Café Kultur in Korea
Kaffee trinken in Korea? Das kann manchmal zu einem echten Erlebnis werden…
Kaffee trinken in Korea? Das kann manchmal zu einem echten Erlebnis werden…
Über die koreanische Café Kultur haben die meisten wahrscheinlich schon gehört; dass es jedoch allein in Seoul rund 19,000 Cafés gibt (Stand 2018) überrascht vermutlich trotzdem viele. Obwohl Kaffee erst im 19. Jahrhundert in Korea eingeführt wurde, ist er heutzutage Grundlage eines der populärsten Getränke und Konsumgüter des Landes. Aber darüber müssen sich die Nicht-Kaffeetrinker keine Sorgen machen, es geht inzwischen schon längst nicht mehr nur um das Getränk. Die koreanische Café Kultur bietet nicht nur die weitverbreiteten Franchise Cafés, sondern auch viele kleine Cafés, die auf die eine oder andere Weise besonders gestaltet sind, sowie thematisch spezialisierte Cafés mit außergewöhnliche Getränkesorten. Hier also eine kurze Übersicht zu den verschiedenen Cafés, die Korea zu bieten hat.
Die möglicherweise offensichtlichste Kategorie sind die vielen Franchise Cafés wie beispielsweise Starbucks, wovon man an jeder Ecke eine der über 1200 Filialen finden kann; aber auch koreanische Ketten wie Ediya Coffee oder A Twosome Place. Diese Cafés sind besonders beliebt, um ein Getränk zum Mitnehmen zu holen, aber werden auch oft zum Lernen genutzt. Besonders solche Cafés in der Nähe von Universitäten gleichen in den Prüfungszeiten geradezu Bibliotheken, und es kann eine wahre Herausforderung sein, dort einen Sitzplatz zu finden. Es ist im Vergleich zu Deutschland viel üblicher in Cafés zu lernen und auch zu arbeiten. Dies könnte daran liegen, dass viele koreanische Studenten sehr fleißig lernen, jedoch in den Wohnheimen der Universität oder mit den Eltern wohnen. Orte wie Cafés bieten also sowohl beim Lernen etwas Abwechslung, sowie die Möglichkeit sich in einem gemütlichen Ambiente mit Freunden zu treffen.
Neben den großen Franchise Ketten gibt es natürlich auch eine Reihe an kleineren und individuellen Cafés. Diese legen oft besonders Wert auf die Ästhetik und Fotogenität von sowohl dem Café selbst, bis zu den Getränken und kleinen Speisen, die dort serviert werden. Es ist daher auch sehr üblich in Korea, sein Essen zu fotografieren oder auch viele Fotos von sich und Freunden im Café zu machen. Es kann manchmal etwas befremdlich sein, zu beobachten, wie Koreaner (hauptsächlich Frauen), sobald sie ihre Getränke bekommen, erst einmal für eine halbe Stunde alles und sich selbst fotografieren, bevor sie endlich anfangen das Bestellte (und inzwischen kalt gewordene) zu probieren. Zusätzlich haben viele Cafés explizite Foto-Spots für eben diesen Zweck. Dadurch werden Cafés auch über das Internet, vor allem durch Instagram und Blogs/Vlogs, berühmt und locken mehr Menschen an. Es kommt auch nicht selten vor, dass man lange Warteschlangen vor besonders berühmten und hübschen Cafés oder deren Fotospots sieht. An dem Beispiel kann man sehen, wie wichtig Trends in Korea sein können und es spiegelt die allgemeine Gruppenorientierung der Gesellschaft wider.
Viele dieser Cafés haben zusätzlich bestimme Themen oder Besonderheiten, nach denen sie eingerichtet sind und nach denen sich teilweise auch die Menüs richten. Manche habe einfach nur ein gewisses Farbschema oder sind sehr süß eingerichtet. Andere sind in einem alten Hanok, einem traditionellen koreanischen Wohnhaus, untergebracht; wieder andere haben viele Kunstwerke in den Räumlichkeiten oder sind so gestaltet, dass alles wie in einem Comic gezeichnet aussieht. Auch gibt es Cafés für Fans von Charakteren oder Filmen wie die Kakao Friends oder Harry Potter.
Man könnten noch einige weitere besondere Cafés aufzählen; die jedoch wahrschlich für deutsche Verhältnisse ungewöhnlichsten Cafés sind Tiercafés. Von Katzen und Hunden, zu Waschbären, bis hin zu Schafen und Murmeltieren: alle diese Tiere kann man in speziellen koreanischen Cafés treffen und teilweise auch mit ihnen spielen. Diese Art von Cafés kann etwas kontrovers sein, je nachdem wie die Tiere gehalten werden und wie wohl sie sich mit vielen fremden Menschen fühlen. Manche jedoch haben beispielsweise Straßenkatzen, die gerettet wurden und im Café gepflegt werden, wobei auch stark auf das Verhalten der Gäste geachtet wird.
In Korea sind Cafés also für viele aufgrund des sozialen Aspekts sehr wichtig und werden regelmäßig besucht. Ob zum Lernen, mit Freunden, für Dates, am Nachmittag oder nach dem Abendessen, auch die Öffnungszeiten bieten viele Möglichkeiten. So passen auch Cafés in die Gewohnheit der Koreanern, nach dem Essen für die „nächste Runde“ noch woanders hinzugehen. Dabei kann man sowohl einen Kaffee, oder auch in vielen Fällen etwas Alkoholisches trinken gehen. Obwohl man auch billigen Kaffee to-go finden kann, sind die Speisen und Getränke in den meisten schöneren Cafés relativ teurer und so kann es schon vorkommen, dass man für den Kaffee am Nachmittag mehr Geld ausgibt als für das Mittagessen. Einerseits kann es fast schon als ein Statussymbol gesehen werden, mit einem Becher Starbucks Kaffee rumzulaufen, andererseits ist der Cafébesuch ein sozialer Anlass, bei dem man nicht zu sparsam sein möchte. Wenn man sich also in Korea mit Freunden trifft, ist es kaum möglich Cafés zu vermeiden, und es kann sich auf jeden Fall lohnen, die koreanische Café Kultur einmal zu erleben.
– Valentina