KU Pride
Uni mal anders: Suneung, Gemeinschaftsgefühl, Topleistungen & mehr
Uni mal anders: Suneung, Gemeinschaftsgefühl, Topleistungen & mehr
Als ich mich das erste Mal auf den Weg zum Campus der Korea University (KU) begeben habe, sind mir schon in der U-Bahn viele Studenten aufgefallen. Sie waren für mich nicht zu übersehen, da die meisten von ihnen ihre Uni-Jacken trugen. Im Falle der KU waren das purpurrote Jacken mit der großen Aufschrift „Korea“ und den jeweiligen Studienfächern oder Abteilungen auf dem Rücken. Überwältigend wurde der Anblick erst auf dem Campus, als ich sah, wie viele Studenten diese Jacken trugen. Da es im Vergleich zu Korea in Deutschland eher unüblich ist, in Universitäts-Merchandise herumzulaufen, hat mich der Anblick fasziniert. Bei uns in Deutschland kauft man sich Sachen aus dem Uni-Shop meistens lediglich als eine Erinnerung an die Studienzeit. Deswegen fing ich an, mir Gedanken darüber zu machen, warum in Korea diese Uni-Jacken mit einem solchen Stolz getragen werden.
Das lässt sich unter anderem damit erklären, dass Koreaner*innen sehr hart dafür arbeiten müssen, um nach dem Oberstufenabschluss an einer Universität zugelassen zu werden, und sogar noch härter, um eine der sogenannten SKY-Universitäten (die Top 3 Unis in Korea; Seoul National University, Korea University, Yonsei University) besuchen zu können. Für sie hängt das meiste von einem einzigen Test ab, der jährlich nur einmal stattfindet, dem Suneung. Doch nicht nur die Testergebnisse stellen eine Hürde für die angehenden Studenten dar, sondern auch die hohen Studiengebühren, die pro Semester gezahlt werden müssen (ca. 5000€ pro Semester). Natürlich gibt es diverse Stipendien zur finanziellen Unterstützung, aber auch für diese muss eine Topleistung geboten werden. Daher ist es eine große Ehre, wenn man es geschafft hat eine angesehene Universität wie die KU besuchen zu können und definitiv etwas das man stolz präsentieren kann.
In Deutschland hingegen ist es viel einfacher an einer Universität zugelassen zu werden, da man sich selbst mit einem schlechteren Abitur an einer guten Universität einschreiben kann, sofern der Numerus Clausus eines Studiengangs es zulässt. Außerdem gibt es keine Studiengebühren zu zahlen, allerhöchstens ein geringer Semesterbeitrag (ca. 100-300€), wodurch es auch für Studenten von finanziell schwächeren Familien möglich ist, einen Universitätsabschluss zu erlangen. Insgesamt ist es in Deutschland für den späteren Werdegang nicht besonders wichtig, auf welche Uni man gegangen ist, doch in Korea kann das für einen Job ausschlaggebend sein.
Ein weiterer Grund für das Tragen dieser Jacken ist das starke Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl, welches sie zum Ausdruck bringen. Dieses ist an koreanischen Universitäten besonders ausgeprägt, da die Studenten den Großteil ihrer Zeit gemeinsam auf dem Campus oder in dessen Nähe verbringen. Denn sie haben dort nicht nur Unterricht, sondern lernen, essen und trinken dort auch. Außerdem werden zusätzlich viele Clubs für verschiedene Interessensgebiete angeboten und Events von der Universität veranstaltet. Zwei der größten Events sind an der KU beispielsweise IPSELENTI am Ende des Korea University Festivals (Daedongje) und das KO-YON-Turnier.
Bei IPSELENTI handelt es sich um ein Musik-Festival, bei welchem mehrere berühmte koreanische Künstler auftreten und dessen Hauptzweck es ist, die Moral der Studenten zu stärken und den „Schulgeist“ auszuleben. Die Studenten, die das Festival besuchen, tragen üblicherweise Kleidung in der Uni-Farbe oder Uni-Merchandise und sie singen vor Beginn der Auftritte gemeinsam „Cheering-Songs“ der KU. Das KO-YON-Turnier ist ein jährlicher Sportwettbewerb zwischen der Korea University und der Yonsei University. Auch bei dieser Veranstaltung sind die Uni-Farbe und die Uni-Songs wieder präsent und es wird ein starkes Konkurrenzdenken zwischen den Studenten und ihren Universitäten deutlich. Veranstaltungen in diesem Ausmaß gibt es meines Wissens nach nicht an deutschen Universitäten und auch diese Art von Zusammengehörigkeitsgefühl der Studenten gibt es für gewöhnlich nicht an der Uni insgesamt, sondern eher in den einzelnen Studienabteilungen.
Wie man also sieht, ist es in Korea viel wichtiger eine gute Universität zu besuchen und sich mit dieser zu identifizieren, als es in Deutschland der Fall ist.
ᅳPatricia M.